Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft und Stillzeit stark mit Phthalten (Weichmachern) belastet waren, entwickeln eher allergisches Asthma
Eine aktuelle Studie der Universität Leipzig, des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) untersucht den Zusammenhang von Lebensstilen und Umweltfaktoren auf das Neugeborenen-Allergierisiko.
Dazu wurde der Urin von Schwangeren auf Abbauprodukte von Weichmachern (Phthalate) untersucht und in Bezug zum späteren Auftreten von allergischem Asthma bei den Kindern gesetzt. Dabei zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang, je mehr Abbauprodukte von Weichmachern nachgewiesen werden konnten, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder allergisches Asthma entwickeln.
Die Studienergebnisse wurden dann mit Mäusen bestätigt. Schwangere Mäuse wurden mit Weichmachern in Kontakt gebracht, so dass sie ähnliche Konzentrationen von Abbauprodukten von Weichermachern im Urin hatten, wie die hochbelasteten Mütter in der Studie. Die Nachkommen dieser Mäuse zeigten eine deutliche Neigung zu allergischem Asthma. Diese Neigung war sogar noch in der Enkelgeneration nachweisbar. Die Mütter selbst zeigten dagegen keine Allergiesymptome.
Insgesamt konnten die verschiedenen Komponenten der Studie nachweisen, dass Kinder von Müttern mit starker Belastung durch Weichmacher während der Schwangerschaft und der Stillzeit ein erhöhtes Risiko haben, ein allergisches Asthma zu entwickeln.
Was sind Weichmacher/ Phthalate?
Phthalate sind heute ein wesentlicher Bestandteil unserer Lebensweise und Umwelt: Sie werden als Weichmacher in PVC und anderen Kunststoffen eingesetzt. Daher kommen wir täglich mit ihnen in Berührung. Phthalate finden sich inzwischen sogar in unserer Nahrung, dem Trinkwasser, der Luft und den Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs, aus denen sie sich langsam herauslösen. Somit sind wir ohnehin ständig Phthalaten ausgesetzt.
Kunststoffen, denen elastische Eigenschaften verliehen werden sollen, werden Phthalate in bis zu bis zu 40%-iger Konzentration zugesetzt. Da diese Substanzen mit dem Kunststoff keine chemische Bindung eingehen, können sie wieder relativ leicht aus dem Kunststoff herausgelöst werden bzw. sie allmählich herauslösen. Man spricht von sogenannten äußeren Weichmachern.
Die meisten Phthalate werden als Weichmacher eingesetzt, sie werden aber auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt. Sie werden nicht nur in Pestiziden, als industrielle Lösemittel and Schmierstoffe oder als Additive in der Textilindustrie eingesetzt. Sie kommen auch in Produkten des täglichen Gebrauchs vor, so dienen sie beispielsweise auch als Trägersubstanzen für Duftstoffe in Parfums, Deodorants und anderen Körperpflegemitteln. Man findet sie auch als Komponenten in Nagellacken und Haarsprays.
Selbst in medizinischen Produkten, wie Infusionsbeuteln, Dialysebeuteln (CAPD), Urinbeuteln, Blutbeuteln, Kathedern, PVC-Schlauchsystemen für unterschiedliche medizinische Einsatzgebiete, Handschuhen, Kontaktlinsen etc. sind sie zu finden. Patienten, die Bluttransfusionen erhalten, können genauso wie auch Anwender und Spender (Plasma- und Thrombozythenspender) hohen Phthalat-Dosen ausgesetzt sein.
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