Pseudoallergische Reaktionen auf Lebensmittelzusatzstoffe

 

Neue Studie: Zusammenhang von chronischer Urtikaria und pseudoallergischen Reaktionen auf Lebensmittelzusatzstoffe

Eine neue wissenschaftlichen Übersichtsarbeit zeigt: Insbesondere bei Patienten mit chronischer Urtikaria können Lebensmittelzusatzstoffe in seltenen Fällen starke pseudoallergische Reaktionen hervorrufen.

 

Wie unterscheiden sich Allergie, Pseudoallergie und Intoleranz?

Allergie, Pseudoallergie und Intoleranz, diese Begriffe werden häufig synonym verwendet – was sind die Unterschiede? Die Symptome von Allergie, Pseudoallergie und Intoleranz sind ähnlich. Eine Allergie ist eine krankhafte Reaktionen des Immunsystems gegen von außen in den Körper gelangende Stoffe und Partikel. Als pseudoallergische Reaktion bezeichnet man eine Unverträglichkeitsreaktion, deren Symptome einer Allergie ähneln. Wobei jedoch tatsächlich keine eigentliche Allergie (Immunreaktion) vorliegt. Eine Intoleranz, deren Symptome einer Allergie ähneln, ist eine Stoffwechselstörung, d.h. der Körper kann bestimmte Substanzen nicht oder nicht ausreichend verstoffwechseln.

 

Was sind Lebensmittelzusatzstoffe?

Lebensmittelzusatzstoffe sind Verbindungen, die Lebensmitteln zugebenen werden, um bestimmte chemische, physikalische oder physiologische Effekt zu erzielen. Sie werden eingesetzt, um die Struktur, den Geschmack, die Farbe oder die chemische und mikrobiologische Haltbarkeit verarbeiteter Lebensmittel zu beeinflussen: dies sind beispielsweise die Regulierung oder Stabilisierung von Gebrauchs- und Nährwert sowie die störungsfreie Produktion der Nahrungsmittel. Die Substanzen können sowohl synthetische Stoffe als auch natürliche Stoffe sein.

Lebensmittelzusatzstoffe erkennen Sie an der mit E-Nummern gekennzeichneten Zutatenliste von Lebensmitteln. Denn die EU vergibt eine E-Nummer für jeden zugelassenen Stoff. Insgesamt gibt es in der EU zurzeit 316 zugelassene Zusatzstoffe. (Liste der in der Europäischen Union zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe)

 

Was können Betroffene tun?

Der Autor der neuen Studie hatte bereits in einer früheren Studie gezeigt, dass bei 73% der Patienten mit chronischer Urtikaria Symptome wie Juckreiz und Quaddeln schon nach einer zweiwöchigen Diät vollständig oder zumindest größtenteils nachließen. In der Diät wurde auf die Pseudoallergene weitgehend verzichtet.

Auch langfristig war die pseudoallergenarme Diät erfolgreich: Nach 6 Monaten war die chronische Urtikaria noch bei 46% der Studienteilnehmer komplett abgeklungen. Bei fast allen Studienteilnehmern war eine dauerhafte Verbesserung der Symptome festzustellen. Die Hälfte der Teilnehmer vertrug nach den 6 Monaten wieder Vollkost.

Pseudoallergien auf Zusatzstoffe lassen sich i.d.R. nicht mit den üblichen Haut- und Bluttests nachweisen. Daher empfiehlt sich in Verdachtsfällen eine Auslassdiät (also der Verzicht auf Lebensmittel, die unter Verdacht stehende Zusatzstoffe enthalten) und ggf. auch eine stationäre Provokationstestung.

 

Muss ich mir Sorgen machen?

Nein, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen: Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung reagiert nicht auf diese Stoffe. Die Studienergebnisse beziehen sich ausdrücklich nur auf Patienten mit chronischer Urtikaria.

 

Was ist Urtikaria überhaupt?

Urtikaria oder Nesselsucht bzw. Nesselfieber ist eine krankhafte Reaktion der Haut auf ,

  • Medikamente,
  • Nahrungsmittel,
  • Einwirkungen von Wärme oder Kälte, Licht, Druck oder Wasser,
  • immunologische Phänomene oder
  • psychischen Stress.

Urtikaria erkennt man an Quaddeln und Erythemen. Quaddeln sind punktartige bis knopf- oder plateauähnliche Erhebungen der menschlichen Haut. Ein Erythema ist eine Hautrötung, das durch eine Mehrdurchblutung aufgrund einer Erweiterung der Gefäße entsteht. Größe, Farbintensität, Begrenzung und Dynamik können ganz unterschiedlich sein.

Von einer akuten Urtikaria spricht man, wenn die Symptome nicht länger als sechs Wochen bestehen. Wenn die Erkrankung länger als sechs Wochen besteht, spricht man von einer chronischen Urtikaria. Der Auslöser kann oft nicht bestimmt werden. In Deutschland soll es ca. 800.000 Betroffene geben.

 

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