Herpes simplex – die lästigen Lippenbläschen
Immer wieder kommen Patienten mit Herpesbläschen (Lippenherpes) in meine Praxis. Das ist nicht verwunderlich, denn ca. 95 Prozent der Menschen sind Träger des Herpes simplex Virus (auch Herpes simplex labialis). Nicht bei allen Betroffenen zeigen sich die Symptome: Zunächst ist in der Regel ein Jucken und Brennen an der Lippe zu spüren. Dann wird die Stelle wird rot und bildet ein Bläschen. Dieses Lippenbläschen ist, ähnlich wie eine Brandblase, mit Flüssigkeit gefüllt. Nach ca. drei bis vier Tagen beginnt das Bläschen auszutrocknen und verschorft schließlich. Der Heilungsprozess kann in durchaus bis zu zwei Wochen dauern.
Ansteckungsgefahr bei Lippenherpes. Übertragung durch Lippenpflegestifte?
Immer wieder fragen mich Patienten auch nach der Ansteckungsgefahr und ob sie sich durch Lippenpflegestifte – die gerade bei kalten Wetter – gerne auch mal von Freund oder Freundin ausgeliehen werden, Lippenherpes übertragen können. Dazu kann man folgendes sagen: Kritisch für eine mögliche Ansteckung ist die Zeit, in der das Lippenbläschen mit Flüssigkeit gefüllt ist, denn diese enthält sehr viele Viren und ist daher sehr ansteckend. Deshalb sollten Betroffenen während dieser Zeit ganz besonders auf Hygiene zu achten, und beispielsweise Lippenpflegestifte, die sie dann benutzen keinesfalls mit anderen teilen. Ein Lippenpflegestift kann also grundsätzlich Herpes übertragen. Allerdings muss die erkrankte Person diesen auch benutzt haben, während sie Bläschen oder offene Stellen an den Lippen hat. Liegen keine Bläschen oder offenen Stellen vor, kann auch keine Ansteckung durch den Lippenpflegestift stattfinden. Das gleiche gilt übrigens auch, wenn man aus dem gleichen Glas trinkt, aus dem auch ein Erkrankter getrunken hat.
Wiederaufflammen bei Stress und Infektionen
Wer Herpes hat kennt das Problem: Die Lippenbläschen kommen immer dann, wenn man sich im Stress fühlt oder eine Infektion ausbrütet. Der Hintergrund zu diesem Phänomen: Wer einmal mit den Herpes simplex-Viren infiziert ist, behält diese ein Leben lang im Körper, wo sie sich in den feinen Nervenenden der Haut und den weiterführen Nervenfasern einnisten. Bestimmte Immunzellen, die T-Gedächtniszellen, spielen eine wichtige Rolle dabei, dort die Viren unter Kontrolle zu halten. Welcher Mechanismus genau dazu führt, dass Stress das Herpes-Virus wieder aktiviert und die Lippenbläschen erneut auftreten, war bislang unklar.
Stresshormon aktiviert Herpes-Viren
Forscher von der University of North Carolina und ihre Kollegen haben vor einiger Zeit untersucht, wie das Herpes-Virus aktiviert wird. Sie nutzen dafür mit Herpes simplex befallene Mäuse-Nervenzellen. Die Viren waren zunächst inaktiv, d.h. sie vermehrten sich nicht und traten auch nicht aus dem Nerv aus. Im nächsten Schritt gaben die Forscher Stresshormone zur infizierten Nervenfaser dazu. Damit lösten sie tatsächlich eine Vermehrung der Viren aus, die auch bald darauf, aus den Nervenfasern austraten. Passiert dies nicht in einer Petrischale sondern im menschlichen Körper, führt dies zu Lippenbläschen oder sogar schwereren Herpes-Folge.
Ansatzpunkt für zukünftige Therapien von Lippenherpes
Direkt vor dem Austritt der Viren passierte in der Nervenfaser jedoch noch etwas: Eine bestimmte Abfolge von Proteinen wurde aktiviert. Dabei handelt es sich um eine Art „Schalter“, der durch Stress aktiviert wird und dem Herpes-Virus zur Vermehrung verhilft. In Zukunft könnte dieser „Schalter“ ein guter Ansatzpunkt sein, die Virenvermehrung und damit das erneute Auftreten von Lippenbläschen oder noch schwereren Herpes-Folgen zu verhindern.
Interview zum Thema Lippenbläschen bei stylebook
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