Leicht erhöhtes Risiko für Basalzellkarzinome durch Haare färben.

Krebsrisiko Haare färben?

Viele Deutsche färben ihre Haare

Wenn die Friseure nicht gerade geschlossen sind färben sich in Deutschland zwei Drittel der Frauen und 19 Prozent der Männer mindestens halbjährlich die Haare. Mindestens einmal pro Monat sind es immer noch 23 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer (Quelle: Statistika 2021).


Amerikanische Studie zum Krebsrisiko durch Haare färben

Amerikanische Forscher der Harvard Universität haben nun im Rahmen einer über 36 Jahre andauernden Langzeitstudie, an der fast 120 Tausend Krankenschwestern teilnehmen, u.a. untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Färben der Haare und dem Risiko, an Krebs zu erkranken besteht. Hintergrund dieser Fragestellung ist, dass Bestandteile von Haarfärbemitteln als chemisch aggressiv und einige davon sogar als potenziell krebserregend gelten.

Die Teilnehmerinnen der Studie wurden 36 Jahre lang nach unterschiedlichen Lebensumständen und Lebensgewohnheiten befragt. Gleichzeitig wurde das Auftreten verschiedener Erkrankungen erfasst.


Erhöhtes Risiko für ein Basalzellkarzinom (Basaliom)

Während sich hinsichtlich der meisten Krebsarten kein auffällig erhöhtes Risiko zeigte, konnten die Forscher zeigen, dass sich für Studienteilnerinnen, die ihre Haare mit oxidativen Farbstoffen färbten, im Vergleich zu nicht färbenden Teilnehmerinnen ein etwas erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Basalzellkarzinoms zeigt. Dies gilt insbesondere für Frauen mit einer ursprünglich hellen Haarfarbe. Auch ein leicht erhöhtes Risiko für hormonrezeptornegativen Brustkrebs zeigte sich.

Konkretere Aussagen zum potenziellen Risiko bestimmter Personengruppen (über den Hauttyp hinaus) oder zur Gefährlichkeit bestimmter Inhaltsstoffe können aus der Studie jedoch nicht abgeleitet werden.

Quelle: Yin Z et al. BMJ 2020; 370: m2942


Was ist ein Basalzellkarzinom?

Das Basalzellkarzinom (auch Basaliom genannt) ist die häufigste Art von Hautkrebs in Deutschland. Das Basaliom ist ein semi-maligner (halbbösartiger) Hauttumor, d.h. er kann von der Haut aus in umliegendes Gewebe wie Knochen, Muskeln und Bindegewebe hineinwachsen und dieses zerstören, bildet aber nur selten Tochtergeschwülste (Metastasen). 

Anfänglich kann das Basaliom wie ein kleiner – oft von winzigen Blutgefäßen durchzogener – kleiner Pickel aussehen. Später entstehen dann häufig Vertiefungen sowie um den Rand herum ein perlschnurartiger Wall aus kleinsten Knötchen. Oft kommt es auch zu Verkrustungen und Blutungen. 

Zwar ist das Basalzellkarzinom auch bei jüngeren Patienten keine Seltenheit, aber ab dem 50. Lebensjahr zeigt sich eine deutlich steigendes Risiko, daran zu erkranken.

Besonders hoch ist das Risiko, an einem Basaliom zu erkranken für Menschen mit

  • sehr heller Haut/ hellen Haaren (Hauttyp 1 und 2),
  • vielen Leberflecken, 
  • erblicher Vorbelastung (Hautkrebs in der Familie) sowie
  • häufigen oder starken Sonnenbränden in Kindheit und Jugend.

Und wie sich jetzt gezeigt hat, erhöht auch das Färben der Haare dieses Risiko.


Welche Schlussfolgerungen ziehe ich als Hautarzt aus den Ergebnissen der Studie zum Krebsrisiko durch Haare färben?

Menschen mit hellem Hauttyp raten wir Dermatologen – aufgrund deren ohnehin deutlich erhöhten Risiko an Hautkrebs zu erkranken, grundsätzlich dazu, sich mindestens einmal im Jahr einer Hautkrebsvorsorge zu unterziehen.

Haben sich Menschen mit hellen Haaren/ heller Haut früher die Haare gefärbt oder tun sie dies heute, sollten sie umso größeren Wert darauf legen, regelmäßig zur Hautkrebsvorsorge mit Auflichtdermatoskopie zu gehen. Sprechend Sie ggf. ihren Hautarzt auch darauf an, ob sie sich aufgrund des erhöhten Risikos möglicherweise sogar häufiger untersuchen lassen sollten.

Sprechen Sie auch Ihren Friseur/ Ihre Friseurin darauf an, dass er/ sie auf möglicherweise auffällige Hautveränderungen an Ihrem Kopf achtet, so dass Sie dann zeitnah einen Termin beim Hautarzt machen können.


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In meinem Blog berichte ich regelmäßig auch von aktuellen Studienergebnissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um das Thema Hautkrebs. Dazu gehören u.a. folgende Meldungen:

Mehr zum Thema beruflich bedingter Hautkrebs erfahren Sie hier.