Die Anzahl HPV-bedingter Plattenepithelkarzinome steigt, daher haben wir den Umfang unserer Hautkrebsvorsorge erweitert und bieten ab sofort einen Test an, der möglicherweise im Blut vorhandene Antigene gegen HPV-induziertes Tumorgewebe und Krebsvorstufen erkennt.
Was sind HP-Viren (HPV) und wie steckt man sich mit HPV an?
HPV bedeutet Humane Papillomviren. HP-Viren sind weit verbreitet, ca. 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen kommen mit ihnen in Kontakt. Da die Infektion zunächst keine Symptome auslöst, wissen neun von zehn Personen nicht, ob sie mit HPV infiziert sind. HP-Viren können zwar auch Condylome (Feigwarzen) auslösen, allerdings heilen die Infektionen zumeist unbemerkt ab. Problematisch ist, dass langfristig aufgrund der Infektion im Mund, Rachen und Anogenitalbereich bestimmte Krebserkrankungen entstehen können.
HP-Viren werden am häufigsten über Haut- und Schleimhautkontakt beim Geschlechtsverkehr übertragen. Auch der Gebrauch von Kondomen bietet keinen zuverlässigen Schutz, wenn er auch die Ansteckungsgefahr verringert.
Welche Krebserkrankungen werden von HP-Viren (HPV) ausgelöst?
Jährlich erkranken in Deutschland ca. 25.000 Menschen an Mund- und Rachenkrebs sowie an Krebs in der Anogenitalregion. Während früher v.a. Menschen jenseits des 50. Lebensjahres betroffen waren, zeigt sich sei einigen Jahren eine deutliche Zunahme auch bei jüngeren Menschen. Aktuell geht man von ca. 14.000 Fällen von Tumoren im Mund- und Rachenraum und von ca. 11.000 Fällen von Tumoren im Anogenitalbereich aus. Die überwiegende Anzahl dieser Erkrankungen wird vom Humanen Papillomvirus Typ 16 (kurz HPV16) ausgelöst.
HPV16 ist besonders häufig verantwortlich für
- Zervixkarzinome (Gebärmutterhals),
- Oropharynxkarzinome (Mundraum und Rachen insbesondere Gaumen, Mandeln, Zungengrund),
- Analkarzinome (After und umliegende Hautregionen),
- Vaginal- und Vulvakarzinome,
- Peniskarzinome.
Im Frühstadium spricht HVP16-bedingtes malignes Zellwachstum sehr gut auf Therapiemaßnahmen an. Allerdings werden diese Tumoren aufgrund ihrer sehr lange symptomfreien Proliferationsphase sowie ihrer Lokalisation an den Schleimhäuten im Mund und Rachen sowie der Anogenitalregion oftmals sehr spät diagnostiziert.
Gibt es noch andere Ursachen für diese Erkrankungen?
Neben der Infektion mit HPV16 können auch Tabak- und Alkoholkonsum die Entstehung von Mund- und Rachenkrebs begünstigten. Das Risiko, welches aus Tabak- und/ oder Alkohol entsteht, kann man einigermaßen einschätzen. Ob man jedoch mit HPV16 infiziert ist, wissen neun von zehn Menschen nicht.
Wäre es dann nicht sinnvoll zu testen, ob man mit HPV16 infiziert ist?
Nein, ein allgemeiner Test, der nur nachweist, ob einmal eine HPV-Infektion stattgefunden hat, sagt wenig aus, wenn wir zugleich wissen, dass ca. 80 Prozent aller Menschen, die sexuell aktiv waren oder sind, HPV-infiziert sind. Ein solcher Test hätte also nur wenig Aussagekraft.
Was genau wird dann im Rahmen der Hautkrebsvorsorge getestet?
Um das Risiko unserer Patienten zu senken, bieten wir in unserer Praxis eine Früherkennung von HPV16 bedingten Kanzerosen an Haut und Schleimhäuten durch einen Schnelltest an. Der Schnelltest weist indirekt Antikörper nach, die hoch-spezifisch gegen Antigene des Tumors gerichtet sind. Das heißt der Schnelltest ist ein hoch-spezifischer Indikator für das Vorliegen einer Krebsvorstufe oder eines Tumors. Nicht das Virus sondern der durch die Infektion entstandene Tumor bzw. die Krebsvorstufe wird nachgewiesen.
Wie aufwändig ist der Test auf ein HPV16-induziertes Plattenepithelkarzinom?
Der Test ist ganz und gar nicht aufwändig: Es reicht ein Tropfen Blut, das wir aus den Finger oder dem Ohrläppchen entnehmen. Dieses wird in ein Test-Kit eingebracht und nach wenigen Minuten liegt das Ergebnis vor.
Was sagt das Testergebnis aus und wie häufig sollte der Test erfolgen?
Bei einem unauffälligen Testergebnis konnten im Blut keine Hinweise auf eine HPV16-bedingte Erkrankung festgestellt werden. Aufgrund der langen Zeitspannen zwischen Infektion und Beginn einer Erkrankung sollte der Test jährlich wiederholt werden.
Bei einem auffälligen Testergebnis, ist davon auszugehen, dass HPV16 Einfluss auf das Zellwachstum im Körper genommen hat. Das Ziel der Untersuchung ist die frühzeitige Entdeckung eines solchen Vorgangs. Unsere Ärzte wissen genau, welches nun ggf. die weiteren Untersuchungsschritte sind.
Wird im Rahmen der Hautkrebsvorsorge nicht ohnehin der Mundraum und auch die Anogenitalregion untersucht?
Richtig, wir nehmen es mit der Hautkrebsvorsorge sehr ernst. Daher schauen wir uns auch den Mundraum unserer Patienten an. Auch die Untersuchung der Anogenitalregion gehört – es sei denn der Patient wünscht dies ausdrücklich nicht – bei uns zur Hautkrebsvorsorge dazu. Allerdings können wir natürlich nur die Haut und den sichtbaren Teil der Schleimhäute visuell untersuchen. Gerade weil wir also im Rahmen der visuellen Untersuchung nicht die gesamten gefährdeten Schleimhäute begutachten können, bieten wir nun zusätzlich diesen Test an.
Grundsätzlich empfehlen wir diesen Bluttest im Rahmen der Hautkrebsvorsorge jedem (aktuell oder in der Vergangenheit) sexuell aktiven Patienten, da ca. 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen mit ihnen den Viren in Kontakt gekommen sind. Ganz besonders an Herz legen wir Ihn immunsupprimierten Patienten sowie Patienten mit einer bekannten HPV-Infektion (Condylome).
Werden die Kosten für diese Untersuchung von der Kasse übernommen?
Die Kosten einiger Vorsorgeuntersuchungen werden nicht von den gesetzlichen Versicherungen übernommen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine Leitlinien-konforme Untersuchung, deren Kosten auf Nachfrage des Versicherten bei seiner Kasse möglicherweise übernommen werden. Es empfiehlt sich eine Rücksprache mit der Krankenkasse.
Die meisten privaten Versicherungstarife beinhalten die Erstattung für derartige Vorsorgeuntersuchungen. Wer unsicher hinsichtlich seines Tarifs ist, sollte mit der Krankenkasse Rücksprache halten.
In jedem Fall erhalten Sie von uns eine Rechnung, die Sie ggf. anschließend bei Ihrer Krankenkasse einreichen können.
Wo erfahre ich mehr zum Thema Hautkrebs und Hautkrebsvorsorge?
In meinem Blog berichte ich regelmäßig auch von aktuellen Studienergebnissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um das Thema Hautkrebs. Dazu gehören u.a. folgende Meldungen:
- HP-Viren begünstigen zusammen mit Sonnenlicht weißen Hautkrebs
- Hautkrebs ist inzwischen häufigster Krebs in Deutschland
- Immer mehr Hautkrebsbehandlungen in Deutschland notwendig
- Kinder mit vielen Muttermalen haben später ein erhöhtes Hautkrebsrisiko
- Hautkrebsvorsorge ist sinnvoll für jeden – unabhängig von der Anzahl der Muttermale
- Hautkrebsvorsorge mit Dermatoskop sinnvoll
- Sonnenbank macht Hautkrebs
- Hautkrebs durch Solarium
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- Viagra und Hautkrebsrisiko: Was ist dran an den Presseberichten?
- Antioxidantien bei Hautkrebs meiden!
- ABCDE-Regel zur Hautkrebsfrüherkennung
- Sonnenschutz: Wie man Sonnencreme richtig aufträgt
- Sonnenschutz: Der richtige Sonnenschutz für Kinder
- Sonnenschutz: Der richtige Sonnenschutz beim Sport
- Sonnenschutz: UV-Index für verbesserten Sonnenschutz nutzen
- Berufsrisiko Hautkrebs: ausgeprägtes Wissensdefizit in den betroffenen Berufsgruppen
Mehr zum Thema beruflich bedingter Hautkrebs erfahren Sie hier.
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Bildquelle: NIH-Visuals Online# AV-8610-3067
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