Bei Krebs Antioxidantien meiden!
Antioxidantien gelten als besonders gesund, denn sie binden in unserem Körper sogenannte freie Radikale, welche Zellen und Erbgut schädigen können. Da genau solche Schäden zu Krebs führen können, wird auch vielfach davon ausgegangen, dass Antioxidantien dabei helfen können, der Entstehung von Krebs vorzubeugen. Deshalb werden Nahrungsergänzungsmittel oder Lebensmittel, mit einem hohen Anteil dieser chemischen Verbindungen, vielfach auch stark im Zusammenhang mit Krebs beworben.
Zwei aktuelle wissenschaftliche Studien beweisen jedoch, dass Antioxidantien Krebspatienten massiv schaden können. Daher muss Krebspatienten dringend von der Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel oder entsprechenden Diäten abgeraten werden. Hautkrebspatienten sollten zudem auf Hautpflegeprodukte, die mit entsprechenden Stoffen angereichert sind, verzichten.
Was sind Antioxidantien überhaupt?
Antioxidantien sind chemische Verbindungen, die eine Oxidation anderer Substanzen verlangsamen oder gänzlich verhindern. Aufgrund dieser Wirkung als „Fänger“ freier Radikale haben sie eine große physiologische Bedeutung: Freie Radiakle sind hochreaktive Sauerstoffverbindungen, die im Körper gebildet werden und insbesondere durch UV-Strahlung und Schadstoffe aus der Umwelt entstehen. Ihr Vorkommen im Übermaß, sogenannter oxidativer Stress, erzeugt Zellschäden und gilt als mitverantwortlich für das Altern. Ebenso wird oxidativer Stress mit der Entstehung einer Reihe von Krankheiten, wie beispielweise auch Krebs, in Zusammenhang gebracht. Ein Schutz vor den schädlichen Folgen durch freie Radikale stellt das körpereigene Abwehrsystem dar, in welchem vor allem Radikalfänger antioxidativ wirksam werden.
Zu den natürlichen Antioxidantien gehören:
Vitamin C (Ascorbinsäure) | Frisches Obst und Gemüse |
Vitamin E (Tocopherole, Tocotrienole) | Pflanzenöle |
Polyphenolische Antioxidantien (Resveratol, Flavonoide) | Tee, Kaffee, Soja, Obst, Olivenöl, Kakao, Zimt, Oregano, Rotwein, Granatapfel |
Carotinoide (Lycopin, Betacarotin, Lutein) | Obst, Gemüse, Eier. |
Viele Nahrungsergänzungsmittel werben mit einem besonders hohen Anteil von Antioxodantien.
Studien mit erschreckenden Ergebnissen
Lungenkrebsstudie der Universität Göteborg
Um die Wirkung dieser chemischen Verbindungen auf Krebs zu untersuchen, wurden bereits im letzten Jahr, Mäusen, die an Lungenkrebs erkrankt waren, Antioxidantien verabreicht. Statt der erwarteten positiven Wirkung trat etwas unerwartetes ein: Das Tumorwachstum beschleunigte sich und die Mäuse bekamen weitere, noch aggressivere Tumore. Ein ähnliches Resultat war danach in Labor-Versuchen mit menschlichen Lungenkrebszellen zu beobachten (1).
Hautkrebsstudie der Universität Göteborg
Die Ergebnisse wurden nun an einer zweiten Krebsart überprüft, dem Hautkrebs. Die Ergebnisse waren erschreckend: Die Mäuse, welche diese Stoffe verabreicht bekommen hatten, entwickelten doppelt so viele Metastasen wie die Tiere aus der Kontrollgruppe. Die Tiere aus der Kontrollgruppe hatten keine Radikalfänger erhalten.
Während die Primärtumoren unverändert blieben, zeigte ich eine starke Wirkung darauf, ob und wie der Krebs im Körper streute: die Zahl der Metastasen in den Lymphknoten und die Menge der Tumorzellen in den einzelnen Metastasen erhöhte sich massiv (2).
Auch die Untersuchungen einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe deuten darauf hin, dass das Antioxidans N-Acetylcystein die Metastasierung beim Melanom begünstigen könnte (3).
Da bei Hautkrebs gerade die Metastasen die Haupttodesursache darstellen ist dieses Ergebnis besonders alarmierend.
Was steckt dahinter? Was ist der Wirkmechanismus?
Die Forscher vermuten, dass die Antioxidantien den Krebszellen den Weg ebnen, im Körper ungehindert zu streuen. Während die wandernden Krebszellen normalerweise oxidativem Stress ausgesetzt sind und durch die freien Radikale geschädigt werden, so dass sie weniger gut Metastasen im Körper bilden können, verhindern die Radikalfänger genau diesen Schutzmechanismus.
Laborversuche mit menschlichen Hautkrebszellen bestätigen den vermuteten Wirkmechanismus: In den Zellkulturen erleichterten die Radikalfänger das Streuen der Krebszellen. In ihnen fanden die Forscher auch weniger oxidierte Stoffwechsel-Moleküle als in Metastasenzellen ohne Antioxidantien.
Wurden die Antioxidantien vielleicht einfach zu hoch dosiert? Nein, die Dosierung entsprach einer Dosis von 665 bis 1.330 Milligramm pro Tag bei einem Menschen. Und dies genau innerhalb des Bereichs, der für Nahrungsergänzung und medizinische Anwendungen empfohlen wird.
Klare Empfehlungen für Hautkrebspatienten: Verzichten Sie auf die Einnahme von Antioxidantien und auf die Nutzung damit angereicherter Kosmetika!
Die Studienergebnisse zeigen klar, dass Krebspatienten Nahrungs-Ergänzungsmittel, die mit Antioxidantien angereichert wurden, oder entsprechende Diäten besser vermeiden sollten.
Für Hautkrebspatieten ergibt sich noch eine zweite Empfehlung: Manche Sonnencremes und Hautlotionen enthalten Beta-Karotins oder Vitamin E. Auch das sind Antioxidantien. Zwar liegen zur äußerlichen Anwendung dieser Stoffe noch keine Studienergebnisse vor. Die Forscher warnen jedoch, dass diese ähnlich wirken könnten. Hautkrebspatienten sollten daher entsprechende Produkte unbedingt vermeiden!
Zitierte Studien:
(1) Sayin V.I., Ibrahim M.X., Larsson E. et al. Antioxidants accelerate lung cancer progression in mice. Sci. Transl. Med. 2014; 6: 221ra15
(2) Le Gal K, Ibrahim MX, Wiel C et al. Antioxidants can increase melanoma metastasis in mice. Sci Transl Med. 2015; 7(308): 308re8. doi:10.1126/scitranslmed.aad3740.
(3) Piskounova E, Agathocleous M, Murphy MM et al. Oxidative stress inhibits distant metastasis by human melanoma cells. Nature. 2015; 527(7577): 186–191. doi:10.1038/nature15726.