Zeckensaison hat begonnen – Robert Koch-Institut meldet Rekordwert bei FMSE
Kaum hat die Zeckensaison begonnen, meldet das Robert Koch-Institut (RKI) die FSME-Zahlen aus dem Vorjahr: 2018 wurden bundesweit 583 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FMSE) gemeldet. Gegenüber 2017 entspricht dies einer Zunahme von 20 Prozent – im Jahr davor waren lediglich 486 Fälle gemeldet worden.
Auch der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2006 von 546 FMSE Fällen wurde damit überschritten.
Ab März stiegen 2018 die Infektionszahlen deutlich an, angesichts der diesjährigen Wetterlage kann für 2019 von einer ähnlichen Situation ausgegangen werden. Tatsächlich haben wir bereits vor einer Woche im Rahmen einer Hautkrebsvorsorge in der Kniekehle eines Patienten die erste Zecke für dieses Jahr entdeckt.
Neue FMSE Risikogebiete ausgewiesen – insgesamt 161 Kreise von der durch Zecken übertragenen Erkrankung betroffen
In Deutschland besteht weiterhin ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen (Landkreis Marburg-Biedenkopf), im Saarland (Saar-Pfalz-Kreis) und in Rheinland-Pfalz (Birkenfeld). Nun wird als erster Kreis in Niedersachsen der Landkreis Emsland zum Risikogebiet erklärt und ist damit das nördlichste deutsche Risikogebiet. Weiterhin kommen 4 neue Risikogebiete hinzu, welche alle an bekannte Risikogebiete grenzen: 1 Kreis in Sachsen (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) sowie 3 Kreise in Bayern (Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Landkreis Landsberg a. Lech, Stadtkreis Kaufbeuren). Somit sind aktuell 161 Kreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete definiert.
Es wurden auch in Bundesländern ohne FSME-Risikogebiete vereinzelt FSME-Erkrankungen beobachtet, so dass besonders während der Zeckensaison bei entsprechenden Symptomen überall in Deutschland an FSME gedacht werden sollte.
Im Umfeld unserer Praxis sind folgende Risikogebiete ausgewiesen:
- Hessen:
- LK Groß- Gerau,
- LK Darmstadt-Dieburg,
- Stadt Darmstadt,
- LK Offenbach,
- Stadt Offenbach,
- LK Main-Kinzig-Kreis,
- LK Marburg-Biedenkopf
- LK Odenwald,
- LK Bergstraße,
- Rheinland-Pfalz: LK Birkenfeld
- Saarland: LK Saar-Pfalz-Kreis
Wer in Risikogebieten Kontakt zu Zecken haben könnte, beispielsweise, weil er sich in lichten Wäldern oder Waldrändern, in Gebieten mit hohem Gras oder Büschen oder auch in Gärten und städtischen Parks aufhält, sollte sich impfen lassen.
Bevor Sie also beispielsweise einen Wochenendausflug in den nahe gelegenen Nationalpark Hunsrück-Hochwald planen, das Gartenfest von Freunden in Bischofsheim oder Trebur besuchen oder mit der Familie eine Fahrradtour ins Europa-Reservat Kühkopf-Knoblochsaue planen, sollten Sie Ihren Impfstatus prüfen oder zumindest besonders vorsichtig sein, nicht in Kontakt mit Zecken zu kommen (Informationen wie man sich vor Zecken schützen kann finden Sie hier).
Über die Hälfte der FMSE-Erkrankungen ist mit neurologischen Folgen verbunden
Bei 56% der 2018 an das RKI übermittelten Erkrankungen wurden von neurologischen Folgen, wie Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis berichtet. Das Erkrankungsrisiko steigt ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an und ist größer bei männlichen (2,6 Erkr./100.00 Einw.) als bei weiblichen Personen (1,4 Erkr./100.00 Einw.). Im Jahr 2018 waren besonders viele Männer über 40 Jahren und 5- bis 9-jährigen Jungen betroffen.
Wer in Risikogebieten Kontakt zu Zecken haben könnte, sollte sich impfen lassen. Eine aus drei Einzeldosen bestehende Immunisierung, die alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden muss, schützt gegen die Hirnhautentzündung. Ein Großteil der Erkrankungen wäre vermeidbar gewesen: 98 Prozent der 2018 erfassten FSME-Patienten waren nicht oder nur unzureichend geimpft.
Wo muss man besonders vorsichtig sein und wie kann man sich schützen?
Typische Lebensräume für Zecken, die ausreichend Feuchtigkeit benötigen, sind unter anderem lichte Wälder oder Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Gute Bedingungen kommen auch in Gärten und städtischen Parks vor. Zeckenstiche können zum Teil durch Schutzmaßnahmen wie das Tragen heller, geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen verhindert werden. Repellents schützen nur begrenzt über einige Stunden. Bei Zeckenbefall sollte die Zecke immer umgehend entfernt und die Wunde möglichst desinfiziert werden. Im Gegensatz zur Übertragung von Borrelien durch Zecken auf den Menschen, die erst ca. 24 Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt, gelangen die FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts von der Zecke in den Menschen.
Noch mehr und wesentlich detailliertere Information zum Schutz vor Zecken und was Sie nach einem Biß tun sollten, finden Sie in den unten verlinkten Blog-Einträgen.