Gleich vorweg: Es kann jeden treffen
Jeder kann Bettwanzen haben. Im Gegensatz zu verbreiteten Ansichten ist ein entsprechender Befall in der Regel kein Zeichen mangelnder Hygiene. Die winzigen Parasiten (2,5 bis 6 Millimeter) können auch den saubersten Haushalt befallen, wenn sie an Kleidung, Gepäck oder anderen Oberflächen, wie bspw. Möbeln, eingeschleppt werden.
Hauptrisiko Fernreise
Immer mehr Fernreisende bringen Bettwanzen und andere Parasiten mit aus dem Urlaub. Gerade Bettwanzen sind weltweit auf dem Vormarsch. Entgegen vieler Annahmen braucht man dafür auch nicht in Entwicklungsländer zu reisen. Gerade auch Weltstädte wie New York sind ein Eldorado für diese Parasiten. Berichtet mir ein Patient von einer Fernreise, bspw. auch einer Urlaubsreise in die USA, und zeigt entsprechende Symptome, liegt der Verdacht auf Bettwanzen nahe. Zumal ein aktueller Artikel im Journal of Medical Entomology nachweist, dass Bettwanzen zunehmend resistent gegen die Mittel, die aktuell zur chemischen Bekämpfung genutzt werden.
Risiko Second-Hand-Möbel und Antik-Möbel
Aber auch Möbel vom Flohmarkt, aus dem Antikhandel oder bei Internet-Käufen stellen ein Risiko dar. Daher sollten Sie diese nicht direkt mit in ihre Wohnung nehmen. Zu empfehlen ist daher für diese Möbel zur Beobachtung eine Zwischenlagerung auf der Terrasse oder auf dem Balkon, am besten auf einer hellen, unifarbenen Kunststoffplane. Dort verraten Larvenhüllen oder Kot die Parasiten. Von einer Mitnahme von Möbeln vom Sperrmüll ist im Hinblick auf das Risiko von Bettwanzen komplett abzuraten. Diese Parasiten können unter geeigneten Bedingungen monatelang ohne eine Blutmahlzeit überleben. Sobald die Möbel dann wieder in Benutzung sind, verlassen die Tiere ihre Verstecke und suchen sich eine Nahrungsquelle: Ihr Blut!
Anzeichen für Bettwanzen: Juckende Rötung und Quaddeln
- eines leichten roten Ausschlags,
- eines blasenartigen Ausschlags oder
- von Knötchen (Quaddeln) auf der Haut, von denen ein starker Juckreiz ausgeht
aus.
Aufgrund der anästhetisierenden Wirkung des Speichels der Bettwanzen werden die Stiche häufig nicht sofort erkannt. Rötung und Juckreiz folgen häufig erst nach einer gewissen Zeit. Gerade, wenn die Rötungen an Stellen, die verdeckt sind, oder im Winter auftreten, also Mückenstiche eher unwahrscheinlich sind, ist dies ein Hinweis auf Bettwanzen.
Weitere Anzeichen
Bettwanzen hinterlassen in und an ihren Verstecken Kotspuren. Allein an diesen schwarzen Punkten, lässt sich jedoch nicht ablesen, ob der Befall noch akut ist oder vielleicht schon bekämpft wurde. Bei aktuten Befällen kann man zusätzlich Häutungshüllen und lebende Tiere finden, die jedoch mit einer Größe von 2,5 bis 6 Millimeter recht klein sind.
An sich sind Bettwanzen-Stiche harmlos – allerdings sollte Kratzen vermieden werden
- Anders als in Südamerika gibt es für Deutschland bislang keinen Nachweis, dass Bettwanzen gefährliche Krankheiten übertragen.
- Nur in relativ seltenen Fällen war bisher bei Patienten eine allergische Reaktion (anaphylaktischer Schock) zu beobachten.
- Allerdings können durch Kratzen kleine Wunden entstehen, die sich möglicherweise bakteriell infizieren. So sind theoretisch sogar Hepatitis-B-Infektionen über den Kot der Tiere möglich, wenn er in Einstichstellen gelangt.
Gemeinsam gegen Bettwanzen: Dermatologe und Kammerjäger
Je nach Ausprägung der Symptome helfen Medikamente, die Antihistaminika, Cortison oder Hydrocortison enthalten, den Heilungsprozess zu begünstigen und den Juckreiz in den Griff zu bekommen. Während einige Wirkstoffe auch rezeptfrei zu bekommen sind, verschreibt ein Dermatologe in der Regel eine topische Corticosteroid-Salbe in höherer Dosierung, um den Juckreiz und die Entzündung zu mildern.
Doch mit der Behandlung durch den Hautarzt und einer sorgfältigen Reinigung der Betten ist es leider nicht getan. Treten die Rötungen und Quaddeln nicht schon im Urlaub sondern erst zuhause auf, ist das Risiko hoch, dass es bereits einen Befall zuhause gibt. Dann muss man einen Kammerjäger engagieren und höchst wahrscheinlich auch die Matratzen komplett austauschen. Stellt man fest, dass die Wanzen resistent sind, beispielsweise, wenn diese auf zuvor behandelten Oberflächen erneut auftreten, sollten Mittel mit anderen Wirkmechanismen und nicht-chemische Methoden genutzt werden.
Das Umweltbundesamt hat diese Broschüre zum Thema herausgegeben.